Diagnostik

Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien

Die Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien ist eine Ultraschalluntersuchung, mit der die Blutversorgung des Gehirns ohne Nebenwirkungen untersucht werden kann. In der Neurologie im Allgemeinen ist dies in der Schlaganfalldiagnostik von großer Bedeutung, aber auch bei der Abklärung von Schwindelproblemen, die bei Parkinsonsyndromen nicht selten auftreten, kann diese Untersuchung durchaus hilfreich sein, um mögliche Gefäßengstellen aufzuspüren.

Elektroneurographie und –myographie

Eine Gangstörung kann auch durch eine Gefühlsstörung in den Füßen, wie sie z. B. bei einer Polyneuropathie vorkommt, verursacht sein. In diesem Fall kann es sein, dass wir Ihnen eine Elektroneurographie und eine Elektromyographie empfehlen. Bei diesen Untersuchungen wird getestet, wie gut speziell ausgewählte Nerven funktionieren und ob vielleicht eine Polyneuropathie mit für eine Gangunsicherheit verantwortlich sein kann.

Labordiagnostik und Nervenwasserpunktion

Zu Beginn eines jeden stationären Aufenthaltes in unserer Klinik steht eine Basis-Laboruntersuchung, die auch einige Vitamine aus der B-Gruppe umfasst. Je nach Situation kann es sein, dass wir nach Rücksprache mit Ihnen ergänzende Laboruntersuchungen anordnen, die zum Beispiel auch eine Nervenwasserpunktion einschließen.

Hierfür wird Ihnen im Bereich der Lendenwirbelsäule mit einer langen dünnen Nadel Nervenwasser abgenommen, das dann im Labor einer weiteren Analyse unterzogen wird. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, Ihnen bei dieser Gelegenheit etwas mehr Nervenwasser abzuziehen um zu überprüfen, ob sich dann Ihr Gangbild bessert, wie man es bei einem sogenannten „Normaldruckhydrozephalus“ erwarten würde. Selbstverständlich sprechen wir aber alle Untersuchungen vorher mit Ihnen ab, so dass Sie ausreichend Gelegenheit haben, offene Fragen zu klären.

Langzeitmessungen von Blutdruck und EKG über 24 Stunden

Um einen Eindruck der Blutdruckeinstellung und des Herzrhythmus im längeren Verlauf zu bekommen, können Langzeitmessungen von Blutdruck und EKG sinnvoll sein. Diese können Aufschluss darüber geben, ob Medikamente angepasst bzw. an- oder gar abgesetzt werden sollten, z. B. wenn es im Rahmen der Parkinsonmedikation zu niedrigeren Blutdrücken kommt und somit möglicherweise blutdrucksenkende Mittel nicht mehr notwendig sein sollten. Niedrige Blutdruckwerte oder auch Herzrhythmusstörungen können Ursache für Schwindel oder auch Sturzereignisse sein, so dass diesen Untersuchungen eine wichtige Rolle zukommt.

L-Dopa- und Apomorphin-Test

Eines der Hauptkriterien für das Vorliegen eines „klassischen“ Parkinsonsyndroms (= idiopathisches Parkinsonsyndrom oder Morbus Parkinson) ist das Ansprechen auf L-Dopa, das im Rahmen eines L-Dopa-Tests in Absprache mit Ihnen überprüft werden kann.

Beim L-Dopa-Test handelt es sich um einen pharmakologischen Funktionstest im Rahmen der Basisdiagnostik. Er kann jedoch auch im Krankheitsverlauf zur Anwendung kommen, wenn Unklarheit über das Ansprechen auf L-Dopa besteht oder z. B. Symptome aufgetreten sind, die ein atypisches Parkinsonsyndrom nahelegen. Direkt vor und 45 bis 60 Minuten nach der Gabe einer standardisierten L-Dopa-Dosis wird dann die motorische Befindlichkeit anhand des motorischen Teils III der UPDRS (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) beurteilt.

Alternativ kann (seltener) auch der Apomorphin-Test durchgeführt werden. Hierfür wird nach demselben Schema wie beim L-Dopa-Test Apomorphin in aufsteigenden Dosierungen (beginnend mit 1-2 mg) subcutan in die Bauchdecke gespritzt und die Beweglichkeit beurteilt.

Mittelhirnschall

Im Rahmen der Parkinsondiagnostik werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Diagnosesicherheit zu erhöhen. Im Mittelhirnschall wird mit einem Ultraschallgerät der Bereich untersucht, der u. a. bei der „klassischen“ Parkinsonerkrankung aufgrund eines Verlustes von Nervenzellen beeinträchtigt ist, nämlich die Substantia nigra.

Typischerweise ist bei einem Morbus Parkinson eine Verstärkung des Ultraschallsignals, eine sogenannte „Hyperechogenität, zu sehen. Das Ergebnis des Mittelhirnschalls ist jedoch stets im Kontext mit den anderen Untersuchungsbefunden zu sehen, da ein „typischer“ Befund allein niemals für die Diagnose eines M. Parkinson ausreichen würde.

Magnetresonanz- und Computertomographie

Mit einer Computertomographie (CT) bzw. einer Magnetresonanztomographie (MRT) ist es möglich, das Gehirn mit seinen Strukturen darzustellen. Ein MRT liefert diesbezüglich ein genaueres Bild und ist, im Gegensatz zu einem CT, nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden. Es kann jedoch Gründe dafür geben, dass ein MRT nicht bzw. nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden kann, so z. B. ein Herzschrittmacher oder Hirnstimulator.

Restharnsonographie

Bei der Parkinsonerkrankung kommt es nicht selten auch zu Problemen mit einer Blasenstörung im Sinne einer Inkontinenz. Im Rahmen der Diagnostik ist es dabei wichtig zu wissen, ob die Harnblase überhaupt in der Lage dazu ist, sich vollständig zu entleeren. Um dies zu untersuchen wird nach dem Toilettengang eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase gemacht um zu schauen, ob Sie diese vollständig entleeren konnten. Sollte dies nicht der Fall sein, können weitere urologische Untersuchungen nötig sein, um die Ursache hierfür besser „einzukreisen“ und möglicherweise auch zu behandeln.

Riechtest

Das Riechvermögen ist bei Menschen mit einem idiopathischen Parkinsonsyndrom typischerweise beeinträchtigt, oftmals auch schon Jahre vor der Diagnosestellung der Erkrankung. Diesen Umstand macht man sich daher gerne im Rahmen der Parkinsondiagnostik zunutze, indem mittels eines standardisierten Testverfahrens Gerüche erkannt werden müssen. Ein gut erhaltenes Riechvermögen kann dementsprechend ein Anhaltspunkt dafür sein, dass vielleicht doch kein „klassischer“ Morbus Parkinson vorliegt, sondern eine Bewegungsstörung anderer Ursache. Entscheidend ist jedoch immer das Ergebnis des Riechtest im Kontext aller anderen Untersuchungsbefunde.

Schellong-Test

Dieser Test dient dazu, die Anpassungsfähigkeit des Körpers an den Lagewechsel vom Liegen in die aufrechte Position zu testen. Hierzu wird der Blutdruck zunächst nach 10 min. im Liegen gemessen, dann direkt nach dem Aufstehen sowie nach 2, 5 und 10 min. im Stehen. Ein deutlicher Blutdruckabfall im Stehen spricht für eine Störung des vegetativen Nervensystems und kann eine Erklärung für Schwindelgefühle sein. Stützstrümpfe, Bauchbandagen, eine Anpassung der Medikamente inkl. blutdrucksenkender Mittel oder ggf. auch die Verordnung kreislaufstärkender Medikamente können dann in so einem Fall hilfreich sein.

Leistungsspektrum

Aktivierende Pflege

Aktivierende Pflege richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Patienten aus.

Pflege beginnt für uns mit der Sorge um das Wohlbefinden und mit der Sorge um die weitere Entwicklung des Gesundheitszustandes der uns anvertrauten Patienten. Die Pflege steht an der Seite der Angehörigen und will über Teilnahme eine Stütze bei der Krankheitsbewältigung sein. Um die hieraus resultierenden Aufgaben angemessen wahrzunehmen, ist die grundsätzliche Klärung des Aufgabenspektrums für den Pflegedienst von Bedeutung.

Die Aufgaben der Mitarbeiter in der aktivierenden Pflege sind ausgerichtet nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Sie haben das Ziel, dem Patienten die Unterstützung zu Teil werden zu lassen, die ein Maximum an Fähigkeiten zur selbständigen Lebensführung wiedererlangen lässt. Dort, wo unsere Patienten nicht mehr oder noch nicht in der Lage sind, übernehmen die Mitarbeiter der Pflege den mit dem Patienten abgestimmten Pflegebedarf.

Dabei ist die Pflege verbindendes Kernelement der interdisziplinären Behandlung über alle Abteilungen hinweg. Die Parkinson Nurses wiederum nehmen als Bindeglied zwischen Ärzten und Patienten eine zentrale Rolle ein.

Neben der mitmenschlichen Zuwendung wirkt die Pflege bei schwerer betroffenen Patienten aktivierend im Sinne der Anleitung zur Selbständigkeit bei den Verrichtungen des täglichen Lebens auf den Patienten ein. Neben der Übernahme der Pflege bei Selbstpflegedefiziten ist insbesondere die Klärung vorhandener Ressourcen von entscheidender Bedeutung. Die wesentlichen Beeinträchtigungen der Aktivitätsstörungen des Patienten werden von den verantwortlichen Mitarbeitern des Pflegedienstes erfasst. Die daraus resultierende gezielte Förderung des Patienten unter Einbeziehung der ihm vertrauten Personen erfolgt nach anerkannten und im Neurologischen Zentrum eingeführten Methoden.

Für selbständige Patienten übernimmt der Pflegedienst eine ‚Lotsenfunktion’, d.h. er steht denjenigen Patienten jederzeit zur Verfügung, die Fragen zu den organisatorischen Abläufen haben oder deren räumliches bzw. zeitliches Orientierungsvermögen eingeschränkt ist. Außerdem obliegt dem Pflegedienst die regelmäßige Blutdruck- und Gewichtskontrolle der Patienten, die Anleitung der Patienten zur selbständigen Durchführung pflegerischer Verrichtungen, die Medikamentenausgabe sowie die Koordination erforderlicher diagnostischer Maßnahmen. Die Mitarbeiter des Pflegedienstes beteiligen sich an der Gestaltung der Schulungsprogramme (z.B. Pumpenschulung).

Ergotherapie

Ergotherapie hat zum Ziel, Ihre größtmögliche Handlungsfähigkeit in Ihrem individuellen Alltag, Beruf, Freizeit und sozialem Umfeld zu erhalten, wiederherzustellen und Einschränkungen vorzubeugen.

Motorisches Training

In Einzeltherapie kommt eine individuelle motorisch- funktionelle Therapie zum Einsatz. Angepasst an Ihre Einschränkungen werden z.B. Körperaufrichtung und Rumpfstabilität trainiert oder Übungen zum Ausbau der Arm- Handfunktionen durchgeführt. Besonders wichtig ist es uns, Ihnen ein alltagsnahes Eigenprogramm mit auf den Weg zu geben, damit Sie auch zu Hause üben können.

In der Parkinsongymnastik werden bei Musik Sitzstabilität, Aufrichtung und Arm- Handfunktionen trainiert. Eine homogene Gruppenzusammenstellung fördert das soziale Miteinander und gibt Sicherheit.

Großamplitudiges Bewegungstraining

Neben dem Training standardisierter großamplitudiger Bewegungen zum Ausbau der Beweglichkeit, Verbesserung von Gleichgewicht und Körperkoordination setzen wir das Konzept des LSVT BIG mit Ihnen in Alltagssituationen um. Egal ob beim Aufstehen vom Stuhl oder dem Einräumen der Wäsche in den Schrank, große Bewegungen lassen sich immer einsetzen. Mit einem individuell auf Sie zugeschnittenem Eigenprogramm wird so der häusliche Alltag zum Trainingspartner.

Feinmotorisches Training

Bei der Therapie feinmotorischer Einschränkungen liegt unser Schwerpunkt auf der Erprobung und Vermittlung eines alltagsnahen Eigenprogramms. Einzelne Übungen können Sie bereits während Ihres Aufenthaltes außerhalb der Therapiezeiten mit Ihrer individuellen „Trainingskiste“ umsetzen.

Im Gruppensetting sollen bei handwerklichen Angeboten und aktivierenden Spielen Kreativität, positives Erleben und soziales Miteinander nicht zu kurz kommen. So lassen sich Fingerkoordination, Kraft und Geschicklichkeit, z.B. beim Flechten von Körben, Serviettentechnik oder Papierfaltarbeiten trainieren.

Eigenes handwerkliches Interesse nehmen wir gern in der Therapie auf und versuchen, mit Ihnen Arbeitsplatzgestaltung und Sicherheitsaspekte zu optimieren.

Selbständige Lebensführung

Die ersten Probleme des Alltags zeigen sich für viele Parkinsonpatienten bereits früh am Morgen. Um Ihre Selbständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens zu gewährleisten, trainieren wir mit Ihnen im Wasch- und Anziehtraining Bewegungsübergänge, testen Hilfsmittel zur Alltagserleichterung oder erproben Strategien zur Kompensation von Einschränkungen. Was kann ich tun, wenn mich das Zittern (Tremor) beim Rasieren oder Gangblockaden mich bei Drehbewegungen im Bad beeinträchtigen? Gemeinsam arbeiten wir an einer Lösungsstrategie.

Bei Einschränkungen der Arm- und Handfunktionen beim Essen können Bewegungsabläufe trainiert, Hilfsmittel oder Kompensationsstrategien erprobt werden, um die selbständige Nahrungsaufnahme zu gewährleisten.

Wir erproben und trainieren mit Ihnen Anforderungen der eigenen Haushaltsführung. So werden bei feinmotorischer Einschränkung im Küchentraining z.B. Gemüse geschält und Hilfsmitteln getestet.

Gemeinsam fahren wir in die Stadt, um erlernte Gehregeln in ungewohnter Umgebung umzusetzen, zu trainieren, wie man beim Einsteigen mit dem Rollator in den Bus vorgeht, oder angstbesetzte Situationen, wie das Zahlen und Unterschreiben an der Kasse zu erleichtern.

Schreiben und moderne Medien

In einem spezifischen Schreibtraining können Sie trainieren, einer kleiner und unleserlich werdenden Handschrift entgegenzuwirken.

Bei Schwierigkeiten in der Nutzung von Tastatur oder Computermaus erproben wir Hilfsmittel und informieren am PC tätige Patienten über Ergonomie und Arbeitsplatzanpassung sowie alternative Systeme zur Arbeitserleichterung.

Auch die Nutzung eines Smartphones gehört heute meist dazu. Hier gibt es Möglichkeiten, die Bedienung zu vereinfachen, die wir Ihnen gerne vorstellen.

Informationsgruppen

In nach Themenschwerpunkten individuell geplanten Kleingruppe bieten wir niedrigschwellige Informationen und Austausch zu Aspekten ‚Rund um den Parkinson‘ an. Dies können für junge berufstätige Patienten Informationen zum Schwerbehindertenausweis und den Umgang mit der Erkrankung im Arbeitsumfeld sein. Andere Betroffene möchten sich über die Tiefen Hirnstimulation oder Pumpenanlagen austauschen oder Informationen zu einzelnen Therapiemethoden, Symptomen oder Erkrankungsbildern erhalten. So versuchen wir zum Beispiel Patienten mit atypischen Erkrankungen gemeinsam zu planen, um einen Austausch zu ermöglichen.

Wir informieren Sie über die Arbeit der Selbsthilfegruppen und vermitteln entsprechende Kontaktadressen.

Eskalierende Verfahren

Seit Mitte der 90-er Jahre wurden unterschiedliche Verfahren entwickelt, die bei ausgeprägten, konventionell schlecht kontrollierbaren Wirkungsfluktuationen zum Einsatz kommen können.

Gemeinsames Ziel der sogenannten ‚Pumpentherapien‘ ist es, einen möglichst kontinuierlichen Wirkstoffspiegel eines Medikamentes zu erreichen, um so den Schwankungen in der Beweglichkeit und der Befindlichkeit entgegenzuwirken. Ein Verfahren erreicht dies, indem das Medikament mittels einer Pumpe kontinuierlich durch einen dünnen, durch die Bauchdecke über den Magen in den Dünndarm angelegten Schlauch appliziert wird. Bei dem anderen Verfahren wird dies erreicht, indem das Medikament ebenfalls kontinuierlich mittels Pumpe über eine sehr dünne Nadel direkt unter die Haut (bevorzugt im Bauchbereich) gespritzt wird. Für beide Verfahren gilt, dass die sorgfältige Auswahl geeigneter Patienten für den langfristigen Therapieerfolg entscheidend ist.

Dies gilt insbesondere auch für das dritte eskalierende Verfahren, die Tiefe Hirnstimulation. Diese Technik beruht auf der schon lange bekannten Beobachtung, dass in bestimmten Bereichen gesetzte Gehirnläsionen zu einer Verbesserung von (unwillkürlichen) Bewegungsstörungen führen können. Im Falle der Tiefen Hirnstimulation wird dies erreicht, indem im Rahmen einer sehr aufwändigen neurochirurgischen Operation eine dünne Stimulationssonde in das Gehirn geschoben wird. Ähnlich einem Herzschrittmacher liegt der mit der Sonde verbundene Stimulator im Bereich des Schlüsselbeins. Unter den eskalierenden Therapieverfahren ist diese Technik die im Rahmen von Studien am besten untersuchte. Dabei wird zunehmend dazu übergegangen, auch jüngere Patienten mit eher kürzerem Krankheitsverlauf zu operieren. Hervorzuheben ist, dass Parkinson-Patienten mit Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit sowie trotz optimaler Medikation weiter bestehender Sprech- und Gangstörungen nicht für eine Tiefe Hirnstimulation geeignet sind.

Video zum Thema Tiefe Hirnstimulation (Fa. Abbvie)

Logopädie

Die Notwendigkeit einer zielgerichteten, spezifischen logopädischen Behandlung sollte bei ersten Symptomen möglichst frühzeitig abgeklärt werden.

Neben der klassischen Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie mit Übungen für die Beweglichkeit von Gesicht, Lippen, Zunge, Kehlkopf und Übungen zur Verbesserung von Atmung, Stimme, Artikulation, Sprechgeschwindigkeit sowie Übungen zur Verbesserung von Wortabruf, Formulierungsfähigkeit, Sprechflüssigkeit kann auch die standardisierte LSVT LOUD® Behandlung zum Einsatz kommen. Hierbei handelt es sich um ein 1987 im anglo-amerikanischen Raum entwickeltes intensives Stimmtraining mit in Studien bewiesener Wirksamkeit für Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom, das den Fokus der Therapie ausschließlich auf die Behandlung der lauten Stimme legt und zusätzlich durch das Training der am Sprechen beteiligten Systeme ebenfalls den Schluckakt positiv beeinflusst.

Zusätzlich zum Einsatz von Elementen aus der LSVT LOUD Behandlung kann bezüglich der Schluckstörungen eine funktionelle Dysphagietherapie mit klinischer Überprüfung des Schluckaktes (auch mit Hilfe einer FEES = apparative Schluckuntersuchung), Erkennung der Schluckproblematik, Erarbeitung von speziellen Übungs-und Stimulationstechniken, Vermittlung von individuell zugeschnittenen Tipps und Tricks zur Vermeidung von Verschlucken, Anpassung einer eventuell notwendigen Kostadaption durchgeführt werden.

Zusätzlich zu den beschrieben Inhalten der Einzeltherapien besteht auch das Therapieangebot von Gruppentherapien zum kommunikativen Austausch, zur Anregung der Kommunikation, zur Förderung natürlicher Sprechsituationen sowie zur Übertragung der erlernten Übungen in den Alltag.

„Last but not least“ macht auch unser angebotener Singkreis Freude, dient aber vor allem der Festigung von Sprechlautstärke und bezieht Atemtechnik und Rhythmik mit ein.

Musiktherapie

Musik löst in seinen vielfältigen Facetten positive Empfindungen aus und eignet sich daher sehr gut für die Therapie.

Musik hat einen direkten Einfluss auf den menschlichen Körper und die Psyche. Dieser stimulierende oder beruhigende Effekt wird in der Musiktherapie zielorientiert eingesetzt. Dabei brauchen Sie als Patient keine Erfahrung oder Wissen im musikalischen Bereich. In der neurologischen Musiktherapie (NMT) nach Thaut werden motorische oder sprachliche Funktionen behandelt. Der Rhythmus hat hierbei eine tragende Rolle.

Entwickelt wurde das Konzept von Prof. Michael H. Thaut (Canada). Die NMT ist eine evidenzbasierte Behandlungsmethode und hat ihre Grundlagen im wissenschaftlichen Erkenntnisstand über Musikwahrnehmung und -produktion sowie deren Auswirkung auf nichtmusikalische Gehirn- und Verhaltensfunktionen. 

Musik, insbesondere ihr rhythmischer Anteil, regt weitverzweigte Netzwerke im Gehirn an und versetzt den Körper in die Bereitschaft zu erhöhter motorischer und sensorischer Aktivität. Darüber hinaus unterstützt ein klar strukturierender Rhythmus Bewegungsabläufe, die rhythmisch sequenziert sind wie z.B. das Gehen und auch andere alltagsorientierte Bewegungsabfolgen.

Das Indikationsspektrum der NMT umfasst alle neurologischen Erkrankungen, welche Bewegung, Kommunikation und Kognition beeinträchtigen. Dazu zählen z.B. Schlaganfall, Schädelhirntrauma, Parkinson oder auch Multiple Sklerose.
Die innerhalb der Therapie angewandten Interventionen werden individuell auf den Patienten und seine Symptome zugeschnitten, sodass unterschiedliche Ziele verfolgt werden können. Innerhalb des Neurologischen Zentrums der Segeberger Kliniken wird NMT vor allem zur Verbesserung motorischer oder sprachlicher Funktionen eingesetzt. Die Neurologische Musiktherapie wird von zertifizierten Therapeuten durchgeführt. Dazu stehen alle neurologischen Musiktherapeuten im interdisziplinären Austausch mit Kollegen, um eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

Innerhalb der NMT wird unter anderem mit folgenden Interventionen gearbeitet:

  • Gangtraining mit rhythmisch-akustischer Stimulation (RAS)
  • Therapeutical Instrumental Music Performance (TIMP)
  • Patterned Sensory Enhancement (PSE)
  • Melodic Intonation Therapy (MIT)
  • Vocal Intonation Therapy (VIT)
  • Musical Neglect Training (MNT)

Auch in der Frührehabilitation kommt die Musiktherapie zum Einsatz. Wenn ein Patient sich nach neurologischen Schäden in einem komatösen und postkomatösen Zustand befindet, kann Musik eine erste Orientierungsmöglichkeit bieten. Unter anderem kann durch den Einsatz von Klanginstrumente und Gesang die Eigenwahrnehmung und Selbststrukturierung des Patienten gefördert werden.

Ein zentraler Aspekt ist der basale Aufbau von Kommunikation auf non- und präverbaler Ebene für Patienten, denen die sprachliche Ebene (noch) nicht zur Verfügung steht. Über den Einsatz von unterschiedlichen musiktherapeutischen Techniken, werden körpereigene Rhythmen gespiegelt und durch den Kontakt positiv beeinflusst. Im weiteren Verlauf stehen die Förderung von Motivation und Interaktion zentral.
Auch im Bereich der Frührehabilitation wird die Behandlung von qualifizierten neurologischen Musiktherapeuten durchgeführt. Dabei bietet ein individuell auf den Patienten zugeschnittener Behandlungsansatz die Möglichkeit zur emotionalen Stabilisierung und Krankheitsverarbeitung.

Neuropsychologie und Psychotherapie

Der Einsatz der Psychologie erfolgt sowohl unter diagnostischen Gesichtspunkten, als auch mit dem Ziel einer verbesserten Krankheitsverarbeitung sowie der psychotherapeutischen Behandlung affektiver Symptome (z.B. Depression) und eventuell vorhandener Impulskontrollstörungen (z.B. Spielsucht).

In der Abteilung für Neuropsychologie erfolgt die neuropsychologische Diagnostik hypothesengeleitet vor dem Hintergrund der Ursache der Erkrankung sowie der erhobenen medizinischen Befunde. Dabei wird ein breites Spektrum psychischer Funktionen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Exekutivfunktionen, visuell-räumliche und räumlich-konstruktive Leistungen) mit Hilfe aktueller neuropsychologischer Testverfahren geprüft. Neben bewährten Testverfahren (wie z.B. den bekannten Intelligenz- und Leistungstests) kommen auch die speziell für die Quantifizierung von kognitiven Störungen entwickelten, z. T. computergestützten diagnostischen Verfahren zur Anwendung. Im Rahmen der umfassenden neuropsychologischen Diagnostik werden auch der emotional-affektive Status, Persönlichkeitseigenschaften und die Motivationslage bestimmt.

In Abhängigkeit von der Fragestellung werden die folgenden Verfahren in der neuropsychologischen Diagnostik kognitiver Funktionen für Parkinsonpatienten durchgeführt:

  • Screeningverfahren auf kognitive und affektive Störung mittels PANDA und/oder MOCA
  • Statusdiagnostik zur Beurteilung des aktuellen kognitiven Leistungsstandes zur Planung geeigneter therapeutischer Maßnahmen
  • Statusdiagnostik der Berufsfähigkeit und der Fahrtauglichkeit aus neuropsychologischer Sicht
  • Verlaufsdiagnostik zur Evaluation der therapeutischen Maßnahmen
  • Verlaufsdiagnostik bei progredienter oder fluktuierender Symptomatik

Das Therapiekonzept der Neuropsychologischen Abteilung beinhaltet nach ausführlicher neuropsychologischer Diagnostik eine symptomspezifische Anwendung der einzelnen Methoden als Bestandteil eines umfassenden interdisziplinären Behandlungskonzeptes. Dabei kommen je nach Störungsbild funktionelle, teilweise PC-gestützte Therapiemethoden, Therapien zur Kompensation und psychoedukative Maßnahmen zum Einsatz.

Zusätzlich zu den Funktions- und Kompensationstherapien werden in der Neuropsychologischen Abteilung verhaltenstherapeutische Interventionen zur Verhinderung bzw. zur Behandlung psychischer Störungen als Folge des chronischen neurologischen Krankheitsgeschehens durchgeführt. Emotionale und Verhaltensprobleme stehen dabei genauso im Mittelpunkt, wie beispielsweise die Krankheitsbewältigung, die Anpassung an die Krankheit und deren Folgen, Schmerzbewältigung, der Umgang mit Stress, motivationale Probleme, Störungen der Krankheitseinsicht, Selbstwertproblematik als Folge erlebter physischer und kognitiver Beeinträchtigungen, die Lebenszufriedenheit, familiäre und berufliche Probleme sowie Rollenveränderungen und -erwartungen.

Im Rahmen der Gesundheitserziehung bzw. Gesundheitsschulung werden in der Abteilung für Neuropsychologie zur Verbesserung der psychophysischen Regulationskompetenz die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und das Autogene Training angeboten.

Die Beratung von Angehörigen ist ein weiteres Angebot seitens der Psychologie.

Physikalische Therapie

Nicht-medikamentöse Schmerzbehandlung.

Im Bereich der Schmerzbehandlung und der Behandlung orthopädischer Begleiterkrankungen hat die Physikalische Therapie insbesondere bei Parkinsonpatienten einen hohen Stellenwert und ermöglicht oftmals erst die Teilnahme an aktiven Therapieformen. Hier kommen detonisierende Maßnahmen (Fangoanwendungen, Massagen, hydroelektrische Bäder), Kälte- und Wärmeanwendungen sowie Strombehandlungen zur Anwendung. Darüber hinaus ist der Wert bestimmter physikalisch-medizinischer Maßnahmen bei internistischen Erkrankungen (z.B. Inhalationen) und auch für das psychische Wohlbefinden nicht zu unterschätzen.

Physiotherapie

Das Ziel der physiotherapeutischen Behandlungen ist es, Ihre physische Leistungsfähigkeit zu optimieren und in den Alltag zu übertragen.

Im Besonderen wird auf die Verbesserung der Muskelkraft und Ausdauerleistung, der Gleichgewichtsreaktion, der Vergrößerung von Bewegungsamplituden, der Haltungsschulung und Gangsicherheit Wert gelegt. Dabei verbinden wir klassische Konzepte (wie z.B. LSVT BIG™, N.A.P., PNF oder Manuelle Therapie) mit spezifischen Trainings (z.B. Laufbandtherapie, Vibrationstraining, Amplitudentraining an der Kletterwand).

So kommen in den Einzeltherapien, individuell auf Sie zugeschnittene, motorische Trainingssequenzen zum Einsatz. Diese können durch verschiedene Gruppenangebote, z.B. spezifische Gymnastiken in Sitz oder Stand, Zirkeltraining an Geräten, Wassergymnastik oder Nordic Walking, ergänzt werden.

Um ein auf Sie zugeschnittenes Programm zu erstellen, werden die Therapieschwerpunkte am Beginn des Aufenthaltes in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen festgelegt.

Der Kraftaufbau erstreckt sich über Übungen, welche das eigene Körpergewicht ausnutzen bis hin zur Arbeit am Gerät. Vor allem beim Gerätetraining ist es wichtig, auf die geeignete Geräteauswahl und somit ein Training bestimmter Muskelgruppen zu achten. Wir beraten Sie gern auch im Hinblick auf mögliche Besuche im Fitnessstudio nach Ihrem Klinikaufenthalt.

Das Gleichgewichtstraining setzt sich aus Übungssequenzen auf labilen Untergründen und dynamischen Gleichgewichtsübungen, teils in Kombination mit Aufgabenstellungen, die eine geteilte Aufmerksamkeit erfordern zusammen. Auch das gezielte Auslösen von Schutzschritten durch ein sogenanntes 'Schubstraining' kann zur Anwendung kommen.

Ebenfalls bieten wir Ihnen ein Amplitudentraining nach den Grundsätzen des LSVT BIG™ Programms an. Zur Vergrößerung der Schrittlängen und somit Verbesserung der Gehgeschwindigkeit kann aber auch ein Laufbandtraining eingesetzt werden.

Gerade Veränderungen des Rumpfes können mit zusätzlichen Schmerzproblematiken einhergehen, daher können neben dem aktiven Beüben der Rumpfmuskulatur zum Erreichen einer verbesserten Aufrichtung des Oberkörpers und Optimierung der Rumpfsymmetrie auch schmerzlindernde Maßnahmen, wie Weichteiltechniken oder eine Tapeanlage zum Einsatz kommen.

Bei bestehenden Gangstörungen schulen wir Sie in der Nutzung verschiedener Cueing-Strategien und Gehregeln. Diese werden dann weiterführend in Übungsparcours und einem beginnenden Transfertraining in Alltagssituationen umgesetzt.

Hierbei kann es hilfreich sein, verschiedene Hilfsmittel zur Anwendung kommen zu lassen. Auch in diesem Fall beraten wir Sie gern, machen Sie mit dem Handling vertraut und unterstützen Sie bei der Versorgungseinleitung mit dem entsprechenden Hilfsmittel.

Sozialer Dienst

Wir kümmern uns um Ihre Belange!

Klinische Sozialarbeit hat die Aufgabe, persönliche, familiäre, berufliche und soziale Angelegenheiten, die im Zusammenhang mit ihrer Behandlung stehen und sich auf ihr Leben auswirken, aufzugreifen und entsprechende Hilfe anzubieten.

Der Sozialdienst in unserer Klinik berät und unterstützt Sie umfassend. Wir beraten in sozialrechtlichen Fragen zu

  • Krankengeld/ Übergangsgeld
  • Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit
  • Pflegeversicherung
  • Berufliche Rehabilitation
  • Betreuungsrecht
  • Fragen zur Schwerbehinderung

Wir beraten bei psychosozialen Problemen in persönlichen oder familiären Belastungssituationen.

Wir geben Hilfestellung und Unterstützung bei der Organisation

  • der häuslichen Pflege durch Sozialstationen oder ambulante Pflegedienste
  • der notwendigen Unterlagen zur Aufnahme in die stationäre Pflege oder in eine Wohngruppe

Sie bekommen Adressen von

  • Selbsthilfegruppen
  • Beratungsstellen
  • sonstigen Hilfsorganisationen

Sie erhalten Hilfe

  • im Umgang mit Ämtern und Behörden
  • bei Antragstellungen
  • bei der Einleitung von Anschlussheilbehandlung und Anschlussrehabilitation

Übende Verfahren

Mit übenden Verfahren können Bewegungen wieder erlernt werden.

Parkinsonpatienten können Bewegungen wieder erlernen, benötigen aber hohe Wiederholungsraten. Dies ist der grundlegende, gemeinsame Wirkmechanismus der übenden Therapien. Während sportlich-aktivierende Verfahren auf eine allgemeine Muskelkräftigung und Konditionsverbesserung durch Wiederholung abzielen, sollten übende Verfahren mit einer spezifischen Zielsetzung eingesetzt werden.

Das Ziel der Logopädie ist die Verbesserung der Sprechstörungen und Schluckstörungen. Wie die meisten übenden Verfahren muss die Therapie hoch intensiv erfolgen, um wirksam zu sein. Hervorzuheben ist die LSVT-LOUD® Methode, für die als eine der ersten nicht-medikamentösen Therapien in der Parkinsonbehandlung eine überzeugende Wirksamkeit in Studien nachgewiesen werden konnte.

Die Domäne der Physiotherapie ist die Verbesserung von Gang- und Gleichgewichtsstörungen, die leider nur unzureichend durch Medikamente beeinflussbar sind. Vermittelt werden dabei auch Verhaltensmaßnahmen, wie z.B. das Vermeiden der gleichzeitigen Durchführung von zwei Tätigkeiten (z.B. Gehen und Sprechen, ‚dual task‘), Hinweisreize (‚cues‘) bei Gangstörungen zu verwenden und komplexe, normalerweise automatisierte Bewegungen (z.B. Aufstehen aus dem Stuhl) in eine Sequenz von Einzelbewegungen (‚kognitive Strategie‘) zu zerlegen. Hochrepetitiv und intensiv wird die LSVT-BIG® Methode mit einem großamplitudigen Bewegungstraining durchgeführt. Ähnlich intensiv erfolgt das Schubstraining nach Jöbges zur Verbesserung der Gleichgewichtsreaktionen.

Die Ergotherapie beinhaltet ein ziel- und symptomorientiertes alltagsnahes Training zur Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens unter Berücksichtigung der spezifischen Defizite der Betroffenen inklusive umfangreicher Beratungsmaßnahmen, auch der Angehörigen.